Seit August 2020 bereitet Museumspädagogin Nadja Schwarzenegger M.A. das Projekt „Der andere Blick“ vor, das sich an Schülerinnen und Schüler aus Mittelschulen im Landkreis Regensburg richtet. Zwei Jahre ist nicht allzu viel Zeit für das umfangreiche Unterfangen, an dessen Ende ein Audio-Guide mit mehreren Stationen in der ganzen Dauerausstellung stehen soll. Doch in diesem Fall gilt vor allem – der Weg ist das Ziel. Denn ein wesentlicher Gedanke des Projekts ist, dass alle Beteiligten etwas voneinander lernen. „Für uns Museumsleute ist es eine tolle Gelegenheit, die Interessen und Erfahrungen einer sehr vielfältigen Kinder- bzw. Jugendlichengruppe mitzubekommen. So können wir künftig mit unserer Vermittlungsarbeit noch besser deren Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden,“ beschreibt Projektleiterin Nadja Schwarzenegger M.A. die Projektidee. Die Schülerinnen und Schüler bekommen im Museum Raum, um sich diejenigen Kunstwerke näher anzuschauen, die sie persönlich ansprechen. Gemeinsam mit der Museumspädagogin ergründen sie, was genau sie daran berührt und warum.
Die Beschäftigung mit den Kunstwerken kann dabei auf vielen Wegen geschehen. Ob gestalterisch-künstlerisch, szenisch, erzählerisch, über wissenswerte Hintergrundinfos oder durch kreatives Schreiben. Die Eindrücke und Ergebnisse der Jungen und Mädchen fließen am Ende in das Drehbuch für den speziellen Audio-Guide für Kinder und Familien ein. Auch bei der Vorbereitung der Tonaufnahme haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, durch verschiedene Aufgaben gemeinschaftlich mitzuwirken.
Die aktuelle Lage stellt die Projektleiterin vor Herausforderungen. Wegen Quarantäne musste ein erster Termin mit den Klassen 6a und 6b der Mittelschule Lappersdorf verschoben werden. Dank der Flexibilität und produktiven Zusammenarbeit mit der Rektorin Funda Demir sowie mit den beiden Klassenlehrerinnen Sabine Schieder und Charlotte Fischer konnte das Treffen schließlich am 11. Dezember stattfinden. Da das Museum zurzeit geschlossen ist, besuchte Nadja Schwarzenegger die beiden Klassen in ihrer Schule. Auch wenn sie die Originale der Kunstwerke noch nicht zeigen konnte, überlegte sie sich ein unterhaltsames Programm für eine Unterrichtsstunde pro Klasse.
Nach einem Kennenlern- und Bewegungsspiel zur Auflockerung stellte sie den Kindern das Museum sowie das Projekt vor. Einige sind schon im Kunstforum Ostdeutsche Galerie gewesen. Sie kannten auch mehrere der Berufe im Museum und wollten so manches wissen – z.B. wie viele Kunstwerke es gibt, was das teuerste Gemälde ist oder aus welchem Material das Museum gebaut ist. Überrascht waren die Kinder als sie hörten, wie lange es dauert, so einen Audio-Guide zu erstellen und dass es auch etwas sein wird, das doch längerfristig im Museum genutzt wird. Das regte in der 6a eine kleine Diskussion an, ob das denn nun so gut sei, in einigen Jahren, wenn man schon älter ist, seine Kinderstimme zu hören. Doch am Ende waren sich alle einig: „Das ist schon ziemlich cool!“
Und wie geht es weiter? Für 2021 sind zwei Termine im Museum geplant, bei denen die Schülerinnen und Schüler ihre Lieblingswerke aussuchen. In Gruppen arbeiten sie dann mit diesen weiter. „Wenn es nicht möglich ist, dass die Kinder zu uns kommen, dann kommt das Museum eben in die Schule, analog oder auch digital,“ sagt Nadja Schwarzenegger. Sie hat sich schon Lösungen überlegt, wie sie auch ohne den Zugang zu den Kunstwerken zunächst weitermachen kann. Abgesehen davon bleibt sie mit den Kindern in Kontakt – es gibt immer wieder Nachrichten, Briefe oder kleine Videos, die ausgetauscht werden. Dank einer guten Zusammenarbeit mit den Lehrkräften ist es möglich, dies in den Unterricht einzubinden. Einen ersten Brief, nämlich einen Steckbrief, haben die Kinder auch schon geschickt. „Es ist eine große Freude, etwas über die Hobbys, Lieblingsfächer, -essen, -musik, -tiere oder die Traumberufe der Kinder zu erfahren,“ freut sich die Museumspädagogin.
Neben der Mittelschule Lappersdorf, mit der das KOG bereits öfter zusammengearbeitet hat, sind noch weitere Kooperationspartner im Boot – die Mittelschule Neutraubling und die Mittelschule Laaber. „Es können aber gerne noch eine oder zwei Schulklassen mehr sein,“ berichtet die Projektleiterin Nadja Schwarzenegger. Weitere interessierte Mittelschulen können sich bei ihr melden.
Das Projekt wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
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