„Wenn Paweł Althamer in der Stadt ist, geschehen oft ungewöhnliche Vorgänge,“ kündigte bereits bei der Pressekonferenz am Vortag Direktorin Dr. Agnes Tieze an. Und in der Tat hatte der Künstler auch für diesen Abend eine Überraschung parat. Als er die Urkunde übernommen hatte, lud er den gesamten Saal ein, zu einem gemeinsamen „Familienfoto“ nach vorne zu kommen. Auf diese Art gelang es Paweł Althamer, alle mit einzuschließen und an seinem Augenblick des Ruhmes direkt teilzuhaben.
So konnten die rund 80 Beteiligten erleben, was bereits zuvor die Laudatorin Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, in ihrer Rede hervorgehoben hatte: Althamers „empathische Methode“ und „ besondere Gabe im Umgang mit Menschen“. Das gemeinschaftliche Arbeiten ist für Paweł Althamer genauso wichtig, wie die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Althamers „sehr breit angelegter Begriff von Kunst und Skulptur“ sei das, was den Künstler auszeichnet. Sein Skulpturenbegriff entwickelte sich, laut Franzen, aus dem Puppenbau, über die Verwendung unterschiedlichster Materialien bis hin zur Performance und zum Involviert-Sein in eine soziale Situation. Vor allem jedoch hob Franzen Althamers Sinn für Freiheit hervor, den sie mit einem Zitat des Künstlers beschrieb: „Ich glaube, Kunst ist ein offenes Feld der Kommunikation, offener als Politik und Religion. Heutige Kunstpraxis ist mehr im Fluss und in Kommunikation mit anderen Bereichen als alles andere. Sie ähnelt am meisten dem was man Freiheit nennt.“
Den Abend, den Dr. Astrid Freudenstein, Bürgermeisterin der Stadt Regensburg, eröffnet hatte schloss Direktorin Dr. Agnes Tieze mit einer Einführung in die Ausstellung. Althamer habe den Preis nicht nur als Innovator des herkömmlichen Kunstgriffes sondern vor allem auch als Initiator sozialer und partizipativer Projekte erhalten. Deshalb stehen auch die Kooperationsprojekte mit KünstlerkollegInnen, Familie, FreundInnen, Personen aus der Nachbarschaft und Weggefährten im Mittelpunkt der Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie. Die Grenzen zwischen dem ich und wir seien bei Paweł Althamer fließend, hob die Direktorin und Kuratorin in einer Person hervor. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“ sei die Voraussetzung für das „Wir“. In diesem Kontext sind auch die insgesamt 22 Selbstbildnisse zu verstehen, die rund die Hälfte der Exponate ausmachen. Die Ausstellung „Paweł Althamer. Lovis-Corinth-Preis 2022“, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Künstler und der Galerie neugerriemschneider, Berlin, ist bis zum 11. September 2022 zu sehen.
Der Lovis-Corinth-Preis
Der Lovis-Corinth-Preis wurde 1974 von der KünstlerGilde e.V. gegründet und im KOG jährlich verliehen. Von 2006 an beteiligt sich das KOG an der Auswahl und Preisvergabe, die ab diesem Jahr im Zweijahresrhythmus erfolgt. Seit 2016 koordiniert das KOG die Auslobung des Lovis-Corinth-Preises allein oder in Kooperation mit wechselnden Partnern.
Ausgezeichnet werden bildende KünstlerInnen, deren Schaffen im Bereich Malerei, Grafik, Plastik/Skulptur, Installation, Performance, Fotografie und Neue Medien einen inhaltlichen oder biografischen Bezug zum östlichen Europa aufweist. Mit der Verleihung wird ein international bedeutendes Gesamtwerk gewürdigt, das einen relevanten Beitrag zur Entwicklung zeitgenössischer Ausdrucksformen leistet. Die KandidatInnen werden von den Mitgliedern einer Fachjury nominiert. Die Auszeichnung geht mit einer Ausstellung im KOG einher. Der Presi ist mit 10.000 Euro dotiert.
Zu den TrägerInnen des Lovis-Corinth-Preises gehören eine ganze Reihe prominenter KünstlerInnen – darunter Oskar Kokoschka (1976), Markus Lüpertz (1990), Sigmar Polke (1993), Katharina Sieverding (1996), Magdalena Jetelová (2006), Jiří Georg Dokoupil (2012) und zuletzt Peter Weibel (2020).
PRESSEBILDER
Das Bildmaterial steht im Rahmen der Berichterstattung über die Vernissage der Ausstellung „Paweł Althamer. Lovis-Corinth-Preis 2022“ zur Verfügung.