Die Kunstzentren Danzig und Königsberg
Alles dreht sich um die Kunstakademien
Der Kunstbetrieb in West- und Ostpreußen konzentriert sich im 19. Jahrhundert in Danzig und Königsberg. Während Danzig seit 1819 eine Kunst- und Baugewerkschule hat, entsteht weiter östlich im Jahr 1842 die Königsberger Kunstakademie. In den 90 Jahren bis zu ihrer erzwungenen Schließung 1932 aufgrund der preußischen Notverordnung wirkt in Königsberg eine Reihe namhafter Künstler. Carl Wilhelm Hübner, Gustav Graef, Carl Steffeck, Lovis Corinth, Ludwig Dettmann und Arthur Degner gehören zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die hier studieren oder lehren. Die Königsberger Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz hat in den 1880er Jahren hingegen – wie auch andere Damen – noch keinen Zugang zur akademischen Ausbildung. 1902 ist Königsberg eine der ersten Akademien mit einer Klasse für Künstlerinnen – auch wenn es in den ersten Jahren nur ein sehr kleiner Kreis ist.
Kunst am Puls der Zeit und Erinnerungen an die Heimat
In ihren Erinnerungen schildert Käthe Kollwitz, wie wichtig die Erfahrungen in der Heimatstadt für ihre lebenslange Beschäftigung mit sozialkritischen und politischen Themen waren. Das verbindet sie über fast zwei Generationen zurück mit Carl Wilhelm Hübner. Seinen Durchbruch macht der Maler 1844 mit dem damals hochaktuellen Werk „Die schlesischen Weber“. Ähnlich ergreifend stellt er zehn Jahre später den „Abschied der Auswanderer“ dar, die ihre Heimat verlassen, um in Nordamerika neue Arbeitsmöglichkeiten zu suchen. Ruhig und idyllisch wirkt hingegen Hübners kleines Gemälde „Schlossplatz zu Königsberg“. Auch nachdem er 1837 an die Düsseldorfer Akademie wechselt, bleibt er seinem Geburtsort verbunden – einige Werke signiert er mit dem Zusatz „aus Königsberg in Preußen in Düsseldorf“. Hübners Stadtansicht zeigt den südöstlichen Teil des Königsberger Schlosses, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und unter sowjetischer Regierung abgetragen wurde.