Press releases

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| Ausstellung

Noch bis zum 15. August ist im Kunstform Ostdeutsche Galerie Regensburg die Ausstellung

„Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in drei Generationen“ zu sehen. Sie geht Fragen nach, wie sich Grenzen im Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern bemerkbar machen. Im Mittelpunkt stehen drei herausragende Künstlerpositionen: Toyen, Magdalena Jetelová und Krištof Kintera. Die Werke der Ausstellung spannen einen Bogen von den 1920er Jahren bis heute, über Generationen und Landesgrenzen hinweg.

Bereits vor dem Museum empfangen die BesucherInnen Absperrgitter. Doch anstatt brav aneinander gereiht zu stehen, verteilen sie sich frei auf der Wiese vor dem Museum. Sie haben nämlich ihren eigenen Kopf: Der Künstler Krištof Kintera verpasste ihnen tatsächlich eine Art Geweih und ironisiert so das Symbol für Barriere und Abschottung. Es ist sein Statement gegen das Abgrenzen und Ausgrenzen verschiedenster Art. „Paradise now“ lautet der Titel dieser zwölfteiligen Installation, die jeden Tag in einer neuen Zusammenstellung erscheint.

Krištof Kintera (*1973) repräsentiert die jüngste Generation unter den drei ausgewählten VertreterInnen der tschechischen Kunst seit den 1920er Jahren bis heute. Seine künstlerische Laufbahn beginnt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, der mit dem Ende des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei einherging. Als Bildhauer lässt sich Krištof Kintera gerne von seinem Material inspirieren. Meist sind es Alltagsgegenstände, aus denen er mit viel Phantasie seine Objekte entstehen lässt, oft mit einem Augenzwinkern. In der Ausstellung sind neben der Installation „Paradise now“ fünf weitere Arbeiten von ihm zu sehen sowie eine Auswahl an „Zeichnungen“, wie er seine spontanen Assemblagen nennt. Besonders ergreifend ist die Skulptur „Revolution“, eine Figur in der Kindergröße, die unerbittlich und selbstzerstörerisch mit dem Kopf gegen die Wand hämmert.

Für Magdalena Jetelová (*1946) ist das Thema der „Grenzen“ und das Überschreiten dieser Grenzen zentral. Ihre ersten Werke entstehen in der Tschechoslowakei der 1970er und 1980er Jahre – einem Raum, der durch den Eisernen Vorhang von der westlichen Welt abgeschottet war. Die Skulpturen und Installationen mit Rauchsignalen sind Botschaften gegen die politische Unterdrückung und Unfreiheit durch das kommunistische Regime. 1985 emigriert Magdalena Jetelová nach Deutschland. In der Ausstellung „Grenzen in der Kunst“ ist sie vor allem mit ihren aktuellen Arbeiten vertreten. Die Räume sind verdunkelt, die großformatigen Fotografien sind in Leuchtkästen präsentiert. So kann man den Effekt des Laserstrahls nachempfinden, mit dem die Künstlerin in die Landschaft hinein gezeichnet hat. Für das neueste Projekt „The Pacific Ring of Fire“ reiste sie 2017/2018 nach West-Patagonien. Mit Lichtlinien hebt sie hervor, was dieses einzigartige Stück Land ausmacht: die unsichtbaren geographischen Grenzen zwischen Kontinenten, aber auch die Grenzen, die die menschliche Zivilisation angesichts des Klimawandels berührt – die schwindenden Schneemassen sprechen für sich. Um die Vergänglichkeit aber auch den Neubeginn geht es in der Spiegel-Installation „The Essential Is No Longer Visible“ im Hauptsaal der Ausstellung.

Mit der dritten Künstlerin der Ausstellung, der Malerin und Grafikerin Toyen (1902–1980), versetzt man sich in die Zeit vor und während dem Zweiten Weltkrieg. Den Künstlernamen Toyen wählt Marie Čermínová wohl in Anlehnung an das französische Wort „Citoyen“ für Bürger. Sie ist eine Wandlerin zwischen den Welten – ihre Biografie spielt sich zwischen Frankreich und der Tschechoslowakei ab, in ihren Bildern öffnet sie Türen zu imaginären Räumen, die dem Unterbewussten entspringen. Als junge Künstlerin geht sie zusammen mit ihrem Gefährten und Künstlerfreund Jindřich Štyrský 1925 nach Paris, ins Zentrum der damaligen europäischen Kunstszene. Getragen von der Aufbruchsstimmung der modernen Zeit gründen sie eine eigene Stilrichtung, den Artifizialismus. Abstrakte Formen und Strukturen bilden zwar nicht die Realität ab, aber geben genug Anhaltspunkte, um die Vorstellungskraft der BetrachterInnen anzuregen. Ähnlich wie die Poesie soll die Kunst ihrer Meinung nach vor allem Emotionen vermittelt. Wieder zurück in der Tschechoslowakei werden die beiden Künstler 1934 zu Mitbegründern der Surrealistischen Gruppe. Mit der wachsenden Bedrohung durch den Nationalsozialismus verwandeln sich auch Toyens Bilder. Verstörend leere Räume, trostlose Landschaften, seltsam streng geordnet und von Tierskeletten bevölkert erscheinen in ihrem Zyklus „Schovej se válko!“ („Versteck dich Krieg!“) von 1944. Drei Jahre später erscheint er mit dem französischen Titel „Cache-toi guerre!“. Im gleichen Jahr geht Toyen wiederum nach Paris und verlässt die Tschechoslowakei kurz vor der Machtübernahme durch die Kommunisten für immer.   

Toyen, Magdalena Jetelová und Krištof Kintera stehen nicht nur für drei Künstlergenerationen sondern auch für drei ganz unterschiedliche künstlerische Ansätze. Trotzdem lassen sich in ihrem Schaffen viele Gemeinsamkeiten und überraschende Zusammenhänge entdecken. Die Ausstellung „Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in drei Generationen“ kann man noch bis Sonntag, 15. August besichtigen. In den letzten Tagen gibt es auch Gelegenheiten, Führungen zu besuchen. Die Termine sowie Anmeldemöglichkeiten sind unter www.kunstforum.net zu finden. Der zweisprachige Katalog herausgegeben von Marek Nekula und Agnes Tieze mit Beiträgen der beiden Herausgeber sowie von Miroslav Petříček, Jindřich Toman und Otto Urban ist aktuell für den ermäßigten Preis von 17 Euro erhältlich.
 


AUSSTELLUNGSDATEN

Grenzen in der Kunst – Tschechische Kunst in drei Generationen
21.5.2021 bis 15.8.2021

Kuratorin: Dr. Agnes Tieze

 

Die Ausstellung wurde großzügig unterstützt durch

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales

Stadt Regensburg

Kulturfonds Bayern Kunst

Sparkasse Regensburg

REWAG

 

Kulturpartner Bayern2

 

Der Katalog wurde großzügig unterstützt durch

Die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur / Česko-bavorská vysokoškolská agentura

 

PRESSEBILDER

Alle Bilder stehen im Rahmen der Berichterstattung über die Ausstellung „Grenzen in der Kunst – Tschechische Kunst in drei Generationen“ des Kunstforums Ostdeutsche Galerie zur Verfügung. Bitte geben Sie Urheber sowie die weiteren bereitgestellten Quellenangaben und Copyrightvermerke vollständig an. Die Werke sind komplett, also nicht beschnitten, und unverändert abzubilden.

Das Bildmaterial zu Toyen ist von der VG Bild-Kunst für die Laufzeit der Ausstellung vom 21.5.2021 bis 15.8.2021 bzw. sechs Wochen nach Ausstellungsende freigegeben. Die Werke müssen vollständig, also nicht beschnitten und unverändert abgebildet werden. Die Bildunterschrift soll komplett dargestellt werden. Neben dem Urhebernamen und Werktitel sowie der Angabe zur Sammlung bitten wir auch den Copyrightvermerk der VG Bild-Kunst anzubringen sowie den Fotografen zu nennen. Die Nutzung der Abbildungen für Social Media ist ohne Genehmigung nicht zulässig und zudem grundsätzlich kostenpflichtig.

Die Bildunterschriften entnehmen Sie bitte der PDF-Datei Pressetext_Ausstellung_Grenzen in der Kunst_nur noch bis 15.8. zu sehen.

Wir bitten um Übersendung eines Belegexemplars an die Pressestelle des Kunstforums Ostdeutsche Galerie.

Ausstellung „Grenzen in der Kunst“ noch bis zum 15. August zu sehen

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