Kunst am Bau

Venceremos/Sale

Venceremos/Sale, Installation von Magdalena Jetelová aus dem Jahr 2006
Magdalena Jetelová, Venceremos/Sale, 2006, © Magdalena Jetelová, Foto: © Studio Zink Fotografen

 

Die markante rote Installation am Eingang prägt – schon aus der Entfernung – das Erscheinungsbild des Kunstforums Ostdeutsche Galerie. Die tschechische Künstlerin Magdalena Jetelová hatte sie 2006 eigens für ihre Ausstellung anlässlich der Verleihung des Lovis-Corinth-Preises entworfen. Die international bekannte Bildhauerin, Konzeptkünstlerin und Fotografin war die erste Trägerin des Preises aus dem mittel- bzw. osteuropäischen Raum. Die mit rotem Teppich bezogene Holzkonstruktion blieb als Leihgabe im KOG und wurde 2011 angekauft. Seit 2017 finden sich die in unterschiedliche Richtungen kippenden Säulen auch im Museumslogo wieder.

 

Fall alter Ordnung und Aufbruch ins Neue

Das weiche Material, das die Säulen des Jugendstilportals ummantelt, unterstreicht das Gefühl, dass die ganze Konstruktion jeden Augenblick einstürzen könnte. Der Titel „Venceremos/Sale“ – „Wir werden siegen/Ausverkauf“ nimmt Bezug auf die politische Entwicklung Kubas im Jahr 1959 und in den folgenden Jahren: Mit „Venceremos“ zitiert Jetelová das Motto der Revolution angeführt von Fidel Castro und seiner Widerstandsbewegung. Eine Diktatur wurde zwar gestürzt, doch das nachfolgende kommunistische Castro-Regime relativiert das Befreiungsideal. „Sale“ steht für diese Entwertung. Das Thema war auf das Konzept der Ausstellung von 2006 abgestimmt. Doch Jetelová, die aus politischen Gründen aus der sozialistischen Tschechoslowakei nach Deutschland emigrierte, setzt hier ein universelles Zeichen: ein Mahnmal gegen totalitäre Regime.

Als Kunst am Bau belebt Jetelovás Installation die Museumsfassade und signalisiert den Fokus auf die Gegenwartskunst.

 

Vom riesigen Stuhl bis zur interstellaren Kommunikation

Ihre künstlerische Laufbahn begann Magdalena Jetelová in den 1970er Jahren als Bildhauerin. Charakteristisch sind vor allem ihre überdimensionalen Objekte, wie der riesige „Stuhl“ („Descending Chair“). Die Unstimmigkeit räumlicher Verhältnisse und insbesondere Phänomene, die Räume definieren, interessieren die Künstlerin bis heute. Mit ihren Installationen und Projekten visualisiert sie beispielsweise Kommunikationswege, Grenzen, Umbrüche – oft setzt sie dabei Laserstrahlen ein. Durch Verzerrungen oder optische Effekte sensibilisiert sie die BetrachterInnen für die entstehende Irritation oder „Des-Orientierung“. Jetelová arbeitet mit Innenräumen, besonders auch in Museumsgebäuden, sowie im Freien. Dabei bewegt sie sich grenzüberschreitend in einem immer größeren Maßstab – durchaus über Nationen und Kontinente hinweg. Ihre Arbeit hält sie in Fotografie oder Film fest.

Die Künstlerin lebt, seit sie 1985 die Tschechoslowakei verlassen hat, in Deutschland. Zwischen 2004 und 2012 war sie Professorin an den Kunstakademien in Düsseldorf und München.

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