Prager Secession von 1928 bis 1937
Das Prag der 1920er Jahre
Elektrische Straßenbahn, als Symbol des technischen Fortschritts, Dame mit modischem Pelzkragen, im Hintergrund das Panorama des Hradschin: Rudolf Alois Watznauer malt hier das Prag der 1920er Jahre. In der Hauptstadt der neu gegründeten Tschechoslowakei leben Tschechen und Deutsche nebeneinander. Seit Ende des 19. Jahrhunderts messen die beiden Bevölkerungsgruppen ihre Kräfte vor allem im Bereich der Kultur. Die Prager deutsche Literatur und hierbei besonders Franz Kafka wird später ein Begriff der Literaturgeschichte werden. Die deutschböhmische Kunstszene bleibt jedoch weniger präsent. Noch vor dem Ersten Weltkrieg gehen viele Künstler, wie der Übermittler des japanischen Holzschnitts, Emil Orlik, oder der Erfinder fantastischer Puppen, Richard Teschner, nach Berlin, Wien, Dresden oder München.
Deutsche Kultur im exil
Die junge Generation deutschböhmischer KünstlerInnen will nun weltoffen auftreten. Mit Maxim Kopf an der Spitze gründen sie 1928 die Prager Secession. Wie die Künstlerbewegungen der Jahrhundertwende beziehen auch sie sich auf den lateinischen Begriff „secessio“ für „Absonderung“. Abgrenzen wollen sie sich vor allem gegen ihre Vorgänger und das überbetont Nationale. Sie arbeiten mit ihren tschechischen KollegInnen zusammen und dem Kunstverein Mánes. In den 1930er Jahren bietet die Künstlergemeinschaft eine Anlaufstelle für deutsche und österreichische Kunstschaffende auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Vier Jahre lebt auch Oskar Kokoschka in Prag und malt seine berühmten Stadtansichten. Im Herbst 1938 muss er wie viele andere vor den vorrückenden NS-Truppen nach London fliehen. Die Hochphase der deutschsprachigen Kultur in Böhmen geht somit zu Ende.