Grenzen in der Kunst

TSCHECHISCHE KUNST IN DREI GENERATIONEN

22. Mai bis 15. August 2021

Die Ausstellung brachte drei Künstlerpositionen zusammen, die sich in dieser Konstellation noch nie zuvor gegenüberstanden: Die Malerin und Grafikerin Toyen (1902–1980) und die beiden Konzeptkünstler Magdalena Jetelová (*1946) und Krištof Kintera (*1973). Die Biografie eines jeden von ihnen ist in der bewegten Geschichte der ehemaligen Tschechoslowakei bzw. des heutigen Tschechiens verankert. Die drei herausragenden Künstlerpositionen repräsentierten drei Generationen tschechischer Kunst seit den 1920er Jahren bis heute. Die ausgestellten Werke spannten einen Bogen über drei Generationen, politische Veränderungen und Ländergrenzen hinweg.

Magdalena Jetelová, "Linie 2062" aus der Serie "The Pacific Ring of Fire", 2017/18, Lightbox, 2021 angekauft von den Freunden und Förderern des Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg e.V. © Magdalena Jetelová

Die erste Generation vertrat Toyen (1902–1980). Die Künstlerin Marie Čermínová, die für sich Toyen als geschlechtsneutrales Pseudonym wählte, entwickelte ihre poetisch-abstrakte Bildsprache zwischen Prag und Paris. Nach Paris zog sie zum ersten Mal 1925 zusammen mit Jindřich Štyrský (1899–1942). Hier entwickelten die beiden Künstler eine eigenständige Stilrichtung, den Artifizialismus. Zurück in Prag wirkten sie in den 1930er Jahren bei der Gründung der surrealistischen Bewegung in der damaligen Tschechoslowakei mit. In der Ausstellung waren neben Beispielen des Artifizialismus auch surrealistische Werke der Künstlerin zu sehen sowie der grafische Zyklus „Cache toi guerre!”. In den neun Lithografien aus dem Jahr 1944 verarbeitete Toyen die Erfahrung mit dem Krieg und der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten. Kurz vor der Machtübernahme durch die Kommunisten flüchtete Toyen Ende der 1940er Jahre zurück nach Paris.

Magdalena Jetelová (*1946) hinterfragt Grenzen jeglicher Ausprägung, das Überschreiten und Überwinden der Grenzen zieht sich durch ihr ganzes Schaffen hindurch. Prägend war für sie die Erfahrung des geteilten Europa, die sie in der sozialistischen Tschechoslowakei der 1970er und 1980er Jahre als Isolation und politische Unfreiheit erlebte. 1985 flüchtete sie schließlich nach Deutschland. Seither widmet sie sich zunehmend universellen Themen. Mit Hilfe von Laserstrahlen zeichnet und schreibt sie direkt in die Landschaft hinein und macht Unsichtbares sichtbar. Ihre Projekte hält sie mittels Fotografie und Film fest. Speziell konstruierte Leuchtkästen machen den Effekt des Laserstrahls auch für AusstellungsbesucherInnen erfahrbar.

Krištof Kintera (*1973) gehört zu einer Generation, die Grenzen nicht mehr selbst als konkretes Hindernis erfahren hat. Seine künstlerische Laufbahn startete er Anfang der 1990er Jahre. Der Fall des Eisernen Vorhangs brachte die Öffnung Richtung Westen und eine neue Ära der Freiheit und Demokratie. Kintera bezeichnet sich selbst als Bildhauer. Sein Material schöpft er aus einem umfangreichen Fundus aus ausgedienten Alltagsgegenständen, die er in seinem laborartigen Atelier zu neuem Leben erweckt. Durch eingebaute Mechanik bewegen sich oder sprechen einige seiner Skulpturen. Seine nur vermeintlich reale Objektwelt verstört den Betrachter. Sie ist vertraut und dennoch fremd. Wirklichkeit und Illusion vermischen sich letztlich durch den Einsatz von Ironie, Groteske und Übertreibung.

Ausstellungsidee und Konzept

Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie entwickelte Idee und Konzept der Ausstellung, indem eine Anregung des Forschungsverbunds „Grenze/n in nationalen und transnationalen Erinnerungskulturen zwischen Tschechien und Bayern“ aufgegriffen wurde. Der interdisziplinäre Forschungsverbund wird von den Universitäten Regensburg und Passau, der Karls-Universität Prag, der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem und dem Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein getragen.

Krištof Kintera, Paradise Now, 2009 © Krištof Kintera Magdalena Jetelová, Venceremos / Sale, 2006 © Magdalena Jetelová, Foto: Uwe Moosburger

Film zur Ausstellung "Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in drei Generationen"

Toyen, Magdalena Jetelová und Krištof Kintera – als VertreterInnen von drei Künstler-Genrationen prägen und prägten sie über ein Jahrhundert die tschechische Kunst. Welche Rolle die verschiedenen Aspekte von „Grenzen“ und „Grenzüberschreitungen“ in der Kunst der zwei Künstlerinnen und des Künstlers spielt, veranschaulicht der Film, der anlässlich der Ausstellung „Grenzen in der Kunst“ entstanden ist. Sie finden den Ausstellungsfilm zusammen mit einem Textbeitrag im Blog des wissenschaftlichen Portals Copernico, das sich auf die Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa spezialisiert.

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