Paweł Althamer (* 1967) ist eine der prägendsten Persönlichkeiten der aktuellen polnischen Kunstszene mit internationaler Ausstrahlung. Sein Schaffen bewegt sich zwischen zwei Polen: Insbesondere die zahlreichen Selbstporträts entstehen aus einer tiefgründigen spirituellen Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Genauso wichtig ist für ihn aber auch das gemeinsame Arbeiten mit anderen. Zusammen mit KünstlerkollegInnen, Familienmitgliedern, FreundInnen und NachbarInnen gestaltet er Kunstobjekte oder Performance-Aktionen. Der partizipative und soziale Aspekt ist natürlicher Bestandteil seiner Kunst. Insbesondere dieser erweiterte Kunstbegriff war der Grund für Althamers Auszeichnung mit dem Lovis-Corinth-Preis 2022, die mit einer Ausstellung des Künstlers im Kunstforum Ostdeutsche Galerie einhergeht.
Mitte August hatten die RegensburgerInnen die einzigartige Gelegenheit, Paweł Althamers Performance „Common Task“ live zu erleben. Das Konzept verfolgt der Künstler seit 2008. Zusammen mit Menschen aus seinem Umkreis bereist er weltweit verschiedenste Orte, die sie gemeinsam – alle komplett in Gold gekleidet – erkunden. Besonders wichtig ist ihnen dabei die Begegnung mit anderen und der Austausch. Ihre goldenen Anzüge symbolisieren zum einen die Einzigartigkeit des menschlichen Wesens, zum anderen offenbaren sie auch, wie Menschen auf Andersartigkeit reagieren. Nach Regensburg kam Althamer mit einigen Familienangehörigen und Mitgliedern der Nowolipie Gruppe. Die kreative Schaffensgemeinschaft entwickelte sich aus TeilnehmerInnen von Keramikkursen, die Althamer seit knapp 30 Jahren für Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, gibt. Die inspirierende Atmosphäre ihrer wöchentlichen Treffen, die bis heute regelmäßig stattfinden, konnten die BesucherInnen der beiden Workshops am 13. und 14. August vor dem KOG persönlich erfahren: Seite an Seite mit Paweł Althamer und den polnischen KollegInnen konnten sie hier malen und zeichnen. Eine Fotoreportage und Videos ist auf der Website und den Social Media Kanälen des Museums zu finden. Einige der Arbeiten, die an den beiden Tagen entstanden sind, kann man noch bis Ende von Althamers Ausstellung am 11. September 2022 im Museum bewundern.
Die Ausstellung „Paweł Althamer. Lovis-Corinth-Preis 2022“ zeigt rund vierzig Arbeiten des Künstlers. Ein Teil davon ist in Zusammenarbeit mit Künstlerfreunden, Familie und den Mitgliedern der Nowolipie Gruppe entstanden. Für Paweł Althamer steht der künstlerische Prozess im engen Zusammenhang mit Selbstanalyse und Selbsterkenntnis. Knapp die Hälfte aller Werke sind Selbstporträts, wobei die Aussage eines jeden davon eine andere ist. So zeigt er sich in der Skulptur „Mama III“ von 2016 nackt, meditierend über der Figur seiner Mutter, die er gerade mit den Händen modelliert. Mit dem „Self-Portrait (Sorcerer)“ von 2009 gab sich Althamer hingegen als Zauberer, als Schamane unserer Zeit wieder. Die Tonfigur „People of the Earth (Paweł)“ von 2018 erinnert an archaische Kultobjekte. Auch im Puppenhaus von 2020 – dem wohl überraschendsten Objekt der Ausstellung – stellte er sich dar. In der untersten Etage ist er bei der Arbeit an einer Skulpturengruppe auf dem Boden eingeschlafenen. Das Chaos in der Werkstatt steckt voller Verweise auf seine Werke, Projekte und Interessen. Das gesamte Puppenhaus konzipierte Althamer als Symbol der drei Ebenen des menschlichen Wesens: Das Unterbewusste, das Bewusste und das Überbewusste. Er bezieht sich hier auf die Lehre der Hawaiianischen Kahuna, die zugleich dem Freudschen Modell entspricht. Das Interesse an alternativem spirituellen Wissen und mystischen Theorien ist für Althamers Schaffen charakteristisch.
Wer mehr über die tiefere Dimension von Paweł Althamers Werken und über seinen spannenden Werdegang erfahren möchte, ist herzlich zu den Führungen in der letzten Ausstellungswoche eingeladen. Am Mittwoch, 7. September, gibt die Kuratorin der Ausstellung, Direktorin Dr. Agnes Tieze, um 13 Uhr eine halbstündige kostenlose Überblicksführung. Eine Kuratorinnenführung mit anschließendem Get-together an der Getränkebar findet auch am Donnerstag, 8. September, ab 18.30 Uhr statt. Für Familien hat Museumspädagogin Tamara Hoyer am Samstag, 10. September um 11 Uhr eine Mitmachführung vorbereitet. Der ganztägige Workshop am Sonntag, 4. September, ist ebenfalls sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gedacht. Ähnlich wie Paweł Althamer machen sie Gipsmasken vom eigenen Gesicht, die sie dann fantasievoll weitergestalten. Althamers Skulptur „Afronaut“ aus verschiedenstem gesammeltem Material inspiriert den Workshop „Upcycling Skulpturen“ für 6- bis 9-Jährige am 6. September. Aus Alltagsgegenständen und Abfallmaterial setzen und kleben sie fantastische Tiere, Gesichter oder andere Skulpturen zusammen. Die Kosten sowie Anmeldemöglichkeiten zu den museumspädagogischen Angeboten sind unter www.kunstforum.net/programm/kalender zu finden.
Weitere Einblicke in Paweł Althamers künstlerischen Prozess bietet der Ausstellungskatalog, der für 18 Euro an der Museumskasse und im Online-Shop auf der Website des KOG erhältlich ist. Neben einem umfangreichen Interview mit dem Künstler enthält er einen Beitrag des polnischen Kunsthistorikers und ausgewiesenen Althamer-Kenners Karol Sienkiewicz sowie Installationsaufnahmen aus der Regensburger Ausstellung.
AUSSTELLUNGSDATEN
Paweł Althamer. Lovis-Corinth-Preis 2022
3. Juni bis 11. September 2022
Kuratorin: Dr. Agnes Tieze
Eine Ausstellung in Kooperation mit neugerriemschneider, Berlin
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie bedankt sich bei den Zuwendungsgebern und den Sponsoren der Ausstellung:
- Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Stadt Regensburg
- REWAG Regensburger Energie- und Wasserversorgung AG & Co KG
- Sparkasse Regensburg
Herzlicher Dank gebührt dem Kulturpartner BR 2.
PRESSEBILDER
Das Bildmaterial darf ausschließlich im Rahmen der Berichterstattung über die Ausstellung „Paweł Althamer. Lovis-Corinth-Preis 2022“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie sowie zur Ankündigung des Begleitprogramms genutzt werden. Die Werke müssen vollständig, also nicht beschnitten und unverändert abgebildet werden. Die Bildunterschrift soll komplett dargestellt werden. Neben dem Urhebernamen und Werktitel sowie der Angabe zur Sammlung und dem Fotografen ist auch der Copyrightvermerk in dem angeführten Format anzubringen. Die Nutzung der Abbildungen für Social Media ist ohne Genehmigung nicht zulässig.
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