Als die Bildhauerin und Konzeptkünstlerin Magdalena Jetelová im Jahr 2006 die rote Installation für den Eingangsbereich des Kunstforums Ostdeutsche Galerie entwarf, ahnte sie nicht, dass ihr Werk zum Wahrzeichen des Regensburger Kunstmuseums wird. Die überdimensionalen Säulen sind anlässlich ihrer damaligen Ausstellung entstanden, die sie als Trägerin des Lovis-Corinth-Preises 2006 gestaltete. Doch das Kunstwerk bereichert die Museumsfassade inhaltlich sowie ästhetisch im hohen Maß, so dass es nach der Ausstellung nicht abgebaut wurde. Schließlich kaufte das KOG die Installation im Jahr 2011 an. Viel mediale Aufmerksamkeit bekam das Kunstwerk im Jahr 2014, als es Opfer eines willkürlichen Brandanschlages wurde. Seit 2017 sind die vier in verschiedene Richtungen kippenden Säulen auch ins Logo des Regensburger Museums eingegangen.
Der weiche Teppich, der die Träger des Jugendstilportals ummantelt, unterstreicht das Gefühl, dass die ganze Konstruktion jeden Augenblick einstürzen könnte. Der Titel „Venceremos/Sale“ – „Wir werden siegen/Ausverkauf“ nimmt Bezug auf die politische Entwicklung Kubas im Jahr 1959 und in den folgenden Jahren: Mit „Venceremos“ zitiert Jetelová das Motto der Revolution angeführt von Fidel Castro und seiner Widerstandsbewegung. Eine Diktatur wurde zwar gestürzt, doch das nachfolgende kommunistische Castro-Regime relativiert das Befreiungsideal. „Sale“ steht für diese Entwertung. Das Thema war auf das Konzept der Ausstellung von 2006 abgestimmt. Doch Jetelová, die im Jahr 1985 aus politischen Gründen aus der sozialistischen Tschechoslowakei nach Deutschland emigrierte, setzt hier ein universelles Zeichen: ein Mahnmal gegen totalitäre Regime. Im Jahr 2020, als sie anlässlich der Ausstellung „Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in drei Generationen“ erneut im KOG ausgestellt hatte, fasste sie die Bedeutung ihres Kunstwerkes noch weiter: „Jegliche despotischen Systeme, jegliche sinnlose Gewaltherrschaft, die nicht in der Lage ist, im Einklang mit der Natur zu funktionieren, mit allem, was Menschen geschaffen haben – und das bezieht sich auch auf die Kunst – werden eines Tages stürzen“.
Jetelovás Installation prägt nicht nur entscheidend das äußere Erscheinungsbild des Kunstforums Ostdeutsche Galerie. Sie signalisiert zugleich den Fokus auf die Gegenwartskunst insbesondere aus dem östlichen Europa. Dass die roten Säulen inzwischen stellvertretend für das KOG stehen, kann auch zu paradoxen Widersprüchen führen. Die Stiftung Ostdeutsche Galerie wurde lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet. Doch noch bis in die 1980er Jahre prägten Personen mit NS-Vergangenheit wie Dr. Walter Boll die Regensburger Kulturlandschaft, darunter auch die damalige Ostdeutsche Galerie. Diese Vorgeschichte wird seit einigen Jahren in der Wissenschaft diskutiert und aufgearbeitet und in Führungen, Vorträgen und Presseberichten kommuniziert. Wenn also die Säuleninstallation in Bezug zur Vergangenheit des Museums gesetzt wird, lässt dies eine völlige Unkenntnis der eigentlichen Botschaft des Kunstwerkes erkennen. Ein solch konstruierter Kontext führt zu einem tiefen Missverständnis und negiert gewissermaßen die Absicht der Künstlerin.
Am Donnerstag, 19. Oktober, lädt das Kunstforum Ostdeutsche Galerie alle Interessierten ein, mehr über die Säuleninstallation von Magdalena Jetelová zu erfahren und ins Gespräch zu kommen. Direktorin Dr. Agnes Tieze und PhDr. Gabriela Kašková, Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, berichten über Details zur Entstehung des Kunstwerkes, erläutern die Zusammenhänge mit weiteren Werken der international tätigen Künstlerin und geben Einblick in die aktuellen Überlegungen zum Umgang mit dem witterungsbedingt stark angegriffenen Teppichbezug. Die kostenlose Führung beginnt um 18.00 Uhr, Platzreservierung unter www.kunstforum.net oder telefonisch unter 09412971420 wird empfohlen.
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