Die polnische Künstlerin Ewa Partum ist spätestens seit den REWAG-Nächten keine Unbekannte in Regensburg. Die Mitmach-Aktion mit über 3.000 weißen Buchstaben, die Partum exklusiv für diesen Anlass anfertigen und im Stadtpark sowie am Museumsvorplatz verteilen ließ, fand viel Anklang. Groß und Klein hatten großen Spaß daran, Namen und kleine Botschaften mit den Buchstaben zu legen. Hunderte Interessierte nutzten auch die Kurzführungen im Kunstforum Ostdeutsche Galerie, um sich die Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ anzuschauen. Auch die Kreativaktionen im Kunstzelt waren von Partums Werken angeregt.
Ewa Partum vernetzte sich seit den 1960er Jahren über den Eisernen Vorhang hinweg mit Künstlerinnen und Künstlern in der ganzen Welt und prägte maßgeblich die Konzeptkunst mit, die im sozialistischen Polen unbekannt war. Ab den 1970er Jahren trat sie als feministische Künstlerin auf und engagierte sich für die Gleichberechtigung von Frauen, insbesondere von Künstlerinnen. Wegweisend war ihre Performance „Change. My problem is a problem of a woman“ im Jahr 1974. Sie ließ die Hälfte ihres Gesichts alt schminken, um zu zeigen, dass bei Frauen das Äußere viel stärker als bei Männern gewichtet wird und der Alterungsprozess ihnen deshalb Nachteile bringt. Später deklarierte Partum ihren eigenen Körper als Kunstwerk und versprach so lange nackt aufzutreten, bis die Ziele der feministischen Kunst erlangt sind.
Die Ausstellung im KOG führt anhand von Filmen, Fotografien, Kunstobjekten und Installationen Partums Schaffen vor Augen. So kann man ihre Performances und Aktionen nachempfinden und ihre unterschiedlichen Schwerpunkte verfolgen. Text und Poesie beschäftigen Partum beispielsweise seit Anfang der 1970er Jahre, als die Serie „poems by ewa“ entstand. Die visuellen Gedichte gestaltete sie nicht mit üblichen Zeichen- und Malgeräten, sondern mit Lippenstift-Abdrucken, die oftmals die Lippenstellung beim Formen eines Lautes wiedergeben. Texte erscheinen vielfach zerlegt in einzelne Buchstaben. Seit dieser Zeit verwendet Partum bei ihren Performances die gestanzten, 12 cm hohen Großbuchstaben, die auch bei den REWAG-Nächten zum Einsatz kamen. Die weißen Schriftzeichen kannte damals in Polen jeder. In Schulen, Büros, Fabriken verkündeten sie Sätze wie „Unsere Partei wird siegen“ oder „Wir führen die Nation zum Sozialismus“. Die Künstlerin entfremdete das Propagandamaterial seinem eigentlichen Zweck. Sie verteilte die Buchstaben wie Laub unter Bäumen, warf sie ins Meer oder verstreute sie in einer Unterführung in Warschau. Mit ihrer jüngsten Arbeit in der Ausstellung, der Installation „Letters to Milena“ (2019), greift Partum erneut auf die Buchstaben zurück. Kafkas Briefe an die Journalistin Milena, seine Angebetete, zerlegt sie in über 3.000 Einzelteile. Aufgehangen an kaum sichtbaren Fäden schweben die Buchstaben sanft in der Luft.
Ewa Partums Kunst können die Besucherinnen und Besucher noch bis zum 8. September im Kunstforum Ostdeutsche Galerie bewundern. Führungen finden jeweils sonntags um 15 Uhr statt. In der letzten Woche gibt es am Mittwoch, 4. September um 13 Uhr eine letzte kostenlose Mittagsführung durch die Ausstellung. Platzreservierung wird unter www.kunstforum.net oder 0941 29 714 empfohlen. Am letzten Ausstellungstag, Sonntag, 8. September, können Kinder von 14.30 bis 17 Uhr in der offenen Werkstatt kreativ werden. Inspiriert von Partums Ideen spielen sie mit Buchstaben und Wörtern und gestalten witzige Collagen. Die Teilnahme ist kostenlos.
PRESSEBILDER
Das Bildmaterial darf ausschließlich im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie und das Begleitprogramm genutzt werden. Die Bilder stehen während der Laufzeit der Ausstellung vom 17.5. bis 8.9.2024 kostenfrei zur Verfügung, sowie drei Monate vor Beginn und sechs Wochen nach Ausstellungsende. Die Werke müssen vollständig, also nicht beschnitten und unverändert abgebildet werden. Die Bildunterschrift soll komplett dargestellt werden inkl. Copyrightvermerk. Die Nutzung der Abbildungen für Social Media ist ohne Genehmigung nicht zulässig und zudem grundsätzlich kostenpflichtig. Über die gebührenfreie Verwendung der Abbildungen von Künstlerinnen und Künstlern, deren Urheberrechte von der VG Bild-Kunst verwaltet werden, informieren Sie sich bitte zusätzlich unter: http://www.bildkunst.de/vg-bild-kunst/tarife.html bzw. unter info@bildkunst.de.
Die kompletten Bildunterschriften finden Sie in der beigelegten Datei "PM_Ewa Partums Kunst noch bis zum 8. September in Regensburg".
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit Ewa Partum, Berenika Partum und der Galerie Mathias Güntner, Berlin/Hamburg.
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie bedankt sich bei den Zuwendungsgebern, Sponsoren und Partnern der Ausstellung:
- Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Stadt Regensburg
- Kulturfonds Bayern Kunst
- REWAG
- Sparkasse Regensburg
- Kulturpartner: BR Bayern 2
Unser Dank geht ebenfalls an das Hotel der Patrizier in Regensburg.