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Die Sehnsucht zu verreisen ist diesen Sommer besonders groß. In der neuen Ausstellung „Fernweh“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie kann man sich beflügeln lassen und wegträumen. Sonne, Strand, Meer, aber auch geheimnisvolle Landschaften – das alles ist ab dem 9. Juli im KOG zu sehen. Wie der Untertitel „Von Jugendstil bis zur zeitgenössischen Fotografie“ verspricht, können sich die BesucherInnen auf eine vielfältige Auswahl aus der Sammlung des Museums freuen. Die Ausstellung ist das erste Projekt von Dr. Verena Hein, der neuen Sammlungsleiterin für den Bereich Gemälde und Skulptur am KOG.

Die Sommerausstellung „Fernweh“ folgt Künstlerinnen und Künstlern an die Orte ihrer Inspiration. Es ist insbesondere die Natur – Wälder, Wiesen und vor allem das Meer – die den Geist anregen, Freiheit spüren lassen und die eigenen Gefühle spiegeln. In den ausgestellten Kunstwerken ist dies wiederzufinden.

Als BetrachterIn kann man sich in den verträumten, ornamentalen Jugendstillandschaften verlieren oder sich von den kräftigen Farben des Expressionismus mitreißen lassen. Die zeitgenössischen Fotografien schärfen zum einen den Blick für die Struktur oder Details in der Natur, zum anderen wecken sie die Erinnerung an Vertrautes. Die Auswahl an mehr als 50 Gemälden, Papierarbeiten, Fotografien und Skulpturen gibt einen Einblick in die vielfältige Sammlung des Museums, das dieses Jahr seinen fünfzigsten Eröffnungstag feiert. Thematisch knüpft die Präsentation an die Dauerausstellung an und ergänzt sie vielfach.

Vertreten sind namhafte Künstlerinnen und Künstler, darunter Emil Orlik, Walter Leistikow, Lovis Corinth, Clara Siewert, Adolf Hölzel, Ida Kerkovius, Ernst Mollenhauer und Karl Schmidt-Rottluff, Detlef Orlopp, Michael Bry, Magdalena Jetelová sowie der kürzlich verstorbene Christo.

Zwischen Naturempfinden und einem neuen Blick auf Landschaft

Den Leitfaden durch die Ausstellung „Fernweh“ bilden vier Themen. Der Rundgang beginnt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die KünstlerInnen des Jugendstils und des Symbolismus sahen die Natur vor allem als Spiegel für persönliche Empfindungen. So zeigen die Landschaften von Walter Leistikow und Emil Orlik verschiedene Stimmungen, die die Künstler durch Lichteffekte und ausgewählte Farben andeuten. Clara Siewert fühlt sich den mythischen Urkräften der Natur verbunden. Mit pastosen, wild aufgetragenen Farben fängt sie ihre Vorstellungen auf dem Papier ein. In den poppigen, pinken Heuhaufen von Grete Csaki-Copony aus dem Jahr 1968 schwingt die Erinnerung an ihre alte Heimat in Siebenbürgen mit.

Das Meer als spektakuläres Naturphänomen begegnet den BetracherInnen der Ausstellung in verschiedenen Variationen. Für Karl Schmidt-Rottluff hat die Ostseeküste auf der Kurischen Nehrung einen besonderen Reiz. Hier, im malerischen Nidden (lit. Nida), entwickelt er seinen expressionistischen Stil weiter, besonders in der Grafik. Adolf Hölzel und seine Schülerin Ida Kerkovius beschäftigen sich ebenfalls mit der Motivgruppe von Schiff, Meer und Strand. Ihre Bilder bauen sie allerdings mit Farbe und vereinfachten Formen auf. Hölzel war einer der Vorreiter der ungegenständlichen Malerei.

Eng mit dem Meer verbunden ist die in der Kunstgeschichte wohl bekannteste Badende: Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe, die aus dem Meeresschaum geboren wird. Das Sujet mit dem Damen-Akt ist bei Künstlern seit jeher beliebt. Lovis Corinth malte seine „Geburt der Venus“ (1923) in der Bildtradition der Renaissance. Den leicht skizzierten Körper lässt er aus dem blauen Farbenrausch herauftauchen. Im selben Raum erscheint die Göttin noch in weiteren Fassungen auf Gemälden, Zeichnungen und als Skulptur. Die moderne Venus begegnet den BetrachterInnen in Badeszenen am Strand.  

In den 1960er Jahren wird die Landschaft selbst zum bildnerischen Mittel. Durch konzeptuelle Eingriffe verwandeln VertreterInnen der „Land Art“ Naturraum in Kunst. Christo und Jeanne-Claude nutzen Landschaft, aber auch Architektur für ihre Verhüllungsaktionen, die sie in Fotografien und Zeichnungen festhalten. Der Kunstfotograf Detlef Orlopp konzentriert sich auf Formen in der Natur, die er mit natürlichem Licht in Szene setzt. Michael Bry sammelt hingegen besondere Augenblicke, die er spontan festhält.

Sun & Sea. Preisgekrönte Opernperformance

Die Präsentation rundet ein Interview ab, das die Künstlerinnen des preisgekrönten Biennale-Projekts „Sun & Sea (Marina)“ für das KOG aufgenommen haben. Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė beantworten Fragen zu ihrer innovativen Opernperformance, die sie in einer künstlichen Strandszenerie verorten. Inspiriert wurden sie von Stränden an der litauischen Ostseeküste, die bereits Künstlergenerationen vor ihnen entdeckt hatten. Die gesungenen Texte bringen Tiefe in die Urlaubsidylle. Es geht um Themen, die Menschen heute beschäftigen: Von Bedenken wegen eines Sonnenbrands bis hin zur Angst vor Umweltkatastrophen.

Erste Ausstellung der neuen Sammlungsleiterin Dr. Verena Hein

Kuratorin der Ausstellung „Fernweh“ ist Dr. Verena Hein. Die Präsentation aus den Beständen des Museums ist das erste Projekt, das Dr. Hein als neue Sammlungsleiterin für den Bereich Gemälde und Skulptur am Kunstforum Ostdeutsche Galerie konzipiert. Die Ausstellungsidee hat sie innerhalb kurzer Zeit entwickelt und erarbeitet, als die coronabedingten Maßnahmen Verschiebungen im Ausstellungsplan mit sich brachten.

Bevor Dr. Hein im Februar 2020 ihre Stelle am KOG antrat, wirkte sie in der Bayerischen Staatsoper als Bilddramaturgin. Im Museum Villa Stuck in München war sie Leiterin der Ausstellungabteilung und Kuratorin. Besucherinnen und Besucher können die neue Sammlungsleiterin bald persönlich kennenlernen. Im Juli bietet sie einige Kurzführungen durch die Ausstellung „Fernweh“ an. Am Mittwoch 15.7., 22.7. und 29.7., finden zwei Termine jeweils um 13.00 und 13.30 Uhr statt. Weitere Kurzführungen mit Dr. Hein folgen am Donnerstag, 23.7., und 30.7., jeweils um 18.30 und um 19.00 Uhr. Plätze kann man telefonisch oder über die Website des Museums reservieren.

Kleine Geschichten als Hörstücke

Neben kleinen Einführungstexten zu jedem der ausgestellten Werke begleiten manche Exponate kurze Hörstücke. Dr. Hein hat ihre KollegInnen im KOG eingeladen, über ihr Lieblingswerk zu erzählen. So ist eine vielfältige Mischung an persönlichen Eindrücken, interessanten Assoziationen bis hin zu kunsthistorischen Zusammenhängen entstanden, die die BesucherInnen über einen QR-Code am eigenen Smartphone anhören können.

Fernweh. Von Jugendstil bis zur zeitgenössischen Fotografie

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