Eine Tonanlage aus den 1980er Jahren, abgeschnittene Haare auf der sich drehenden Schallplatte und eine Schere an der Wand – ein kleines schwarz-weiß-Foto deutet an, wie dieses Exponat in der Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ zu verstehen ist. Es zeigt die Künstlerin nackt über die Anlage gebeugt, wie sie sich die Haare abschneidet und auf eine Schallplatte fallen lässt. Ihr Haarkonzert führte Ewa Partum 1983 in der Galerie Wewerka in Berlin auf. Im Jahr zuvor war sie aus Polen emigriert, wo damals das Kriegsrecht herrschte. Dieser Versuch der Regierung, die demokratischen Bemühungen der Bewegung Solidarnosc zu unterbinden, brachte große Einschränkungen für die Bevölkerung, insbesondere auch für Künstler mit sich. Partum sah sich gezwungen, das Land zu verlassen.
Bereits seit den 1970er Jahren hatte sich Partum über den Eisernen Vorhang hinweg mit gleichgesinnten Künstlerinnen und Künstlern vernetzt. In Polen blieb ihre Konzept- und Performancekunst oft unverstanden und – auch deshalb – geduldet. So konnte sie ihre systemkritische Installation mit tatsächlichen und erdachten Verbotsschildern auf einem Platz in Łódź aufstellen. In Warschau streute sie die für Propagandaslogans gedachten Papierbuchstaben in eine Unterführung, so dass sie von den Passanten an den Schuhen davongetragen wurden. Radikal war sie insbesondere in ihren Statements zur Rolle der Frau und zur Stellung der Künstlerinnen: Ab dem Jahr 1979 trat sie bei Performances konsequent nackt auf.
Als Kuratorin der Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ hat Direktorin Dr. Agnes Tieze viele Gespräche mit der Künstlerin geführt. Die Kuratorinnenführung am Donnerstag, 11. Juli, ist somit eine einzigartige Gelegenheit, tiefer in Partums Kunst einzutauchen und mehr über die Beweggründe und Botschaften der Künstlerin zu erfahren. Der Blick in die Geschichte schärft die Sinne für die Gefahren totalitärerer Unterdrückung und Freiheitsbeschränkung, gegen die Europa auch heute noch anzukämpfen hat. Die Führung beginnt um 18.30 Uhr. Eine Platzreservierung unter www.kunstforum.net oder telefonisch unter 09412971420 wird empfohlen.
Pressebilder
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