Die Ausstellung „Bernhard Heisig und Breslau“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie vereint Heisigs Werke rund um das Thema „Breslau“. Virtuose Malerei und die Wucht der geschilderten Szenen verbinden sich zu einem intensiven Kunsterlebnis. Entstanden sind die monumentalen Gemälde aus Heisings traumatischer Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und seiner Auseinandersetzung mit der eigenen Verblendung. Prägend waren für ihn insbesondere die letzten Monate, die er als freiwilliges Mitglied der SS-Panzer-Division Hitlerjugend in einer Infanteriegeschützeinheit in der „Festung Breslau“ verbrachte. In einem von vornherein aussichtslosen Kampfwahn versuchten die Nationalsozialisten Breslau zu verteidigen. Die Stadt wurde dabei größtenteils in Schutt und Asche gelegt. Was die NS-Führung aus strategischen Gründen nicht selbst niederreißen ließ, fiel den Flächenbombardements der sowjetischen Roten Armee zu Opfer.
Die Vortragsreihe „Perspektiven zu Geschichte und Politik“ greift Inhalte der Ausstellung auf und vertieft sie. Vier Expertinnen und Experten nähern sich Heisigs Schaffen und Biografie sowie der Geschichte von Breslau und Polen aus der Sicht der Kunstgeschichte einerseits und der Geschichte andererseits oder schlagen eine Brücke zum heutigen Geschehen. Die Vorträge finden an vier Juli-Abenden im Kunstforum Ostdeutsche Galerie statt und sind für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich. Unterstützt wird die Vortragsreihe von der Stadt Regensburg und dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS).
Den Auftakt macht am Donnerstag, 3. Juli, die polnische Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin Barbara Ilkosz mit ihrem Beitrag „Bernhard Heisig und Wrocław“. Bis 2020 wirkte Ilkosz am Nationalmuseum in Wrocław / Muzeum Narodowe we Wrocławiu, wo sie 35 Jahre lang als Kustodin für moderne Kunst tätig war. In ihrem Vortrag widmet sie sich der ersten Ausstellung Bernhard Heisigs in seiner Heimatstadt Breslau, die 2006 im Nationalmuseum in Wrocław stattfand. Die Retrospektive „Bernhard Heisig. Die Wut der Bilder“, konzipiert von Dr. Eckhart Gillen, wurde bereits zuvor in Leipzig, Düsseldorf und Berlin gezeigt. Barbara Ilkosz berichtet über die Vorbereitung und die Gestaltung der Ausstellungsräume in Wrocław. Den Mittelpunkt der Präsentation stellten hier Heisigs Gemälde zum Thema „Festung Breslau“ dar. Diese Werkgruppe und Heisigs Vorstellung des Zweiten Weltkrieges diskutiert Ilkosz im Kontext von Werken polnischer Künstler aus der Sammlung zeitgenössischer Kunst des Nationalmuseums in Wrocław, die sich mit Krieg und Holocaust auseinandergesetzt haben. Heisigs Besuch seiner Geburtsstadt anlässlich der Ausstellung nimmt sie zum Anlass, um das kulturelle Leben der Stadt in den 1930er Jahren sowie in der Nachkriegszeit zu beleuchten.
Der Vortrag „Bernhard Heisig und Wrocław“ beginnt um 18.30 Uhr. Die Ausstellung „Bernhard Heisig und Breslau“ ist im Rahmen des Vortrags ab 18 Uhr eintrittsfrei zugänglich. Platzreservierung wird empfohlen unter 0941 29714 20 oder über die Website unter www.kunstforum.net.
Vortragsreihe „Perspektiven zu Geschichte und Politik“
im Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Do. 3.7.
18:30 - 19:30
Bernhard Heisig und Wrocław
Vortrag von Barbara Ilkosz, 1985–2020 Kustodin Moderne Kunst, Nationalmuseum in Wrocław / Muzeum Narodowe we Wrocławi
Do. 10.7.
18:30 - 19:30
Bernhard Heisig und Adolph Menzel. Zwei Hofmaler aus Breslau und ihr Bekenntnis zur historischen Wahrheit
Vortrag von Dr. Eckhart Gillen, Berlin, freischaffender Kunsthistoriker und Co-Kurator der Ausstellung
Mi. 16.7.
18:30 - 19:30
Die lange Geschichte polnischer Ostpolitik und der aktuelle Krieg Russlands gegen die Ukraine
Vortrag von Prof. Dr. Martin Aust, Abteilung für Osteuropäische Geschichte, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Do. 24.7.
18:30 - 19:30
Zerstörung einer Stadt: Heisigs Breslau
Vortrag von Prof. Dr. Gregor Thum, Department of History, University of Pittsburgh
Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenlos, das KOG ist an den Vortragsabenden ab 18 Uhr eintrittsfrei geöffnet.
Mit Unterstützung der Stadt Regensburg und des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung, IOS
Der Vortrag „Die lange Geschichte polnischer Ostpolitik und der aktuelle Krieg Russlands gegen die Ukraine“ ist Teil des Workshops „Forced Migration and Refugees in Modern Ukraine. War and Post-War Arenas“ des Zentrums für Interdisziplinäre Ukrainestudien "Denkraum Ukraine" an der Universität Regensburg, gefördert vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA).